Donnerstag, 11. Januar 2018

Mein CD Regal: Insomnium


Insomnium

Winters Gate

 

 


Gegründet 1997 in Finnland, liefern Insomnium mit jedem Album richtig starken Melodic Death Metal. Während andere Bands gerne die musikalische Abrissbirne bis zum Äußersten kreisen lassen, setzt die Band neben Raserei auf Atmosphäre und eine große Priese Melancholie. Vergleiche mit Dark Tranquility lassen sich nicht von der Hand weißen.
Mit ihrem siebten Album „Winters Gate“ haben Insomnium eine wirklich bemerkenswerte Scheibe am Start. Hier wird alles perfekt in Szene gesetzt, was diese musikalische Nische ausmacht. Atmosphärische Zwischenspiele gehen Hand in Hand mit brutalen Knüppelparts und schleppenden Passagen. Klar gesungene Vocals haben ihren Raum, werden geschickt eingesetzt und lassen die typischen Crowls dadurch viel brutaler wirken. Kurz, hier wird musikalisch Melodic Death auf höchstem Niveau präsentiert, der zudem noch satt produziert ist.
Die erste wirkliche Überraschung offenbart sich schon vor dem hören bei einem Blick auf die Tracklist. Dort steht „Winters Gate“. Fertig. Beim einlegen der CD in die Anlage wird das bestätigt, auf dem Display erscheint die Eins. Und das bei einer Spielzeit von 40 Minuten. In Zeiten, in denen das Gehör auf die drei bis vier Minuten Länge konditioniert ist, sprengt das natürlich jede Hörgewohnheit. Auch das gewohnte Muster von Strophe, Bridge, Refrain wird dabei über den Haufen geworfen. Gut, im Metal sind überlange Lieder nicht ganz so ungewöhnlich wie zum Beispiel im Pop, aber dennoch liegen die meist bei zehn bis fünfzehn Minuten. Und können da schon echt langatmig wirken. Umso erstaunlicher ist es dann, das es Insomnium gelingt genau das zu vermeiden. Der Song nimmt einen vom ersten Moment an gefangen und die 40 Minuten vergehen wie im Flug. Während der Spieldauer brennen Insomnium ihre kompletten Trademarks und Stärken ab. Hut ab.
Die zweite Besonderheit von „Winters Gate“ steckt im Booklet. Dort findet sich eine gleichnamige Kurzgeschichte, geschrieben vom Basser und Sänger Niilo Sevänen. Sie erzählt von einer Gruppe Wikinger auf Kaperfahrt in Irland, irgendwann im Mittelalter. Bei einer wenig erfolgreichen Plünderung erfahren sie durch einen Einheimischen von einer sagenumwobenen Insel voller Reichtümer. Spärlich besiedelt sei diese und unentdeckt von bisherigen Plünderern. Also macht man sich auf, um das Geschwätz auf Wahrheit zu prüfen.
Der Text ist kurzweilig, gut geschrieben und recht unterhaltsam. Gutes Englisch ist allerdings die Voraussetzung für den Lesespaß. Hat man die Geschichte gelesen und hört danach das Album nochmal, macht es klick. Die Musik passt wunderbar dazu. Jede Passage erzeugt neue Bilder aus der Geschichte im Kopf. Ein perfektes Beispiel, wie man verschiedene Kunstformen miteinander verknüpfen kann. Sowohl die Kurzgeschichte als auch das Album können alleine bestehen. Zusammen aber ergibt sich ein großes Ganzes. Das Album liefert den Soundtrack zum Kopfkino.
Ein Nachteil hat das Ganze aber auch. Durch seine Spielzeit von 40 Minuten kann man das nicht einfach mal so hören. Man muss sich schon die Zeit einplanen, und sich am Stück auf die Musik einlassen. Ich habe das mit einem Glas Whiskey in meinem Schaukelstuhl gemacht. Gigantisch.

Zur hübsch gemachten Homepage mit Bandinfos, Tourdaten und so weoter gehts hier



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