Donnerstag, 23. November 2017

Debutastisch: Freedom Call


Freedom Call

Stairway to Fairyland





Powermetal ist wie eine Tafel Vollmilchschokolade. Meist hübsch verpackt, lecker, schnell gegessen und noch schneller wieder vergessen. Gut, aber ohne große Überraschungen. Die braucht es auch nicht, wer will von Vollmilchschokolade denn überrascht werden. Oder von Powermetal?
Es reicht meist schon ein Blick aufs Cover, um zu wissen, was musikalisch und textlich auf einen zukommt. Drachen, strahlende Helden und romantisch gemalte Burgen sowie ein verschnörkelter Bandname deuten es an: hier erwartet einen höchstwahrscheinlich schneller, melodischer Powermetal mit Melodien aus dem Disney Land.
Daran habe ich grundsätzlich meine Freude. Bands wie zum Beispiel Rhapsody of Fire schaffen es mit ihrer Mischung aus musikalischem Kitsch, der meist neoklassisch angehaucht daherkommt, und textlichen Fettnäpfchen etwas durchaus hören wertes zu erschaffen.
Alles gut also? Nicht ganz, denn hier kommt etwas ins Spiel, was Musik hören und genießen immer beeinflusst: das subjektive Empfinden. Für mich kommen die Herren einfach etwas zu ernst und zu abgehoben rüber. Vor lauter Perfektionismus wird jede freie Tonspur zu geklatscht. Am Ende wirkt es für mich dann meist überladen, zu sehr gewollt und verkrampft. Das trübt für mich den Hörgenuss, ist aber ein komplett weicher Faktor und hat nichts mit der Qualität der Musik zu tun.

Ganz anders verhält es sich für mich da bei dem Debut von Freedom Call. 1998 im fränkischen von Chris Bay und Dan Zimmermann, erschien 1999 der Erstling „Stairway to Fairyland“.
Cover, Bandlogo, Songtitel: schon vor dem ersten hören weiß man Bescheid, was einen erwartet. Die Jungs liefern einen pfeilschnellen, Keyboard lastigen Powermetal. Kitschige Texte, Kopfstimmen Sänger und Chöre inklusive. Das Ding klingt von vorne bis hinten fröhlich, ist voll geklatscht mit zuckersüßen Melodien und lässt eigentlich kein Fantasy Klischee aus. Warum mir das besser als eben jene genannten Rhapsody of Fire gefällt? Ganz einfach. Die Band spielt locker und unverkrampft auf. Man scheint sich dem Kitschfaktor vollkommen bewusst zu sein und reizt ihn mit voller Absicht aus. Von allen Zutaten, die einen guten Powermetal Song ausmachen, wird einfach immer eins mehr genommen. Mehr Melodie. Mehr Keyboardflächen. Mehr Plastikfanfaren. Immer mit einem hörbar dicken Grinsen im Gesicht.
So finden sich auf dem Album zehn papp süße Zuckerstücke. Aber kein einziger Totalausfall. Zugegeben, auf Albumlänge ist das schwer auszuhalten. Spätestens nach dem dritten Song droht Karies im Ohr. Aber jeder Song einzeln für sich schafft es, mir ein dickes Lächeln ins Gesicht zu zaubern, wenn er in meiner Playlist zufällig läuft.
Und deshalb ist für mich „Stairway to Fairyland“ ein absolut starkes Debut und der Beweis, dass man nicht immer alles im Leben zu ernst nehmen sollte.

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