Donnerstag, 11. Mai 2017

Debutastisch: Beautiful Sin


Beautiful Sin

The Unexpected

2006

 

 


Wenn ich eine neue Band entdecke, bei der eine Frau am Mikro steht, bin ich doch etwas voreingenommen. Sofort denke ich da an Nightwish Imitate. Irgendwelche Möchtegern- Diven in viel zu engen Korsagen, die pseudo- verträumt zu kitschigem und Pathos geschwängertem Metal trällern. Dazu muss man sagen, dass mir die Richtung eigentlich gut gefällt. Einige meiner Lieblingsbands kommen aus dem Bereich des Female Fronted Symphonic Metal. Grundsätzlich habe ich an der Kombination aus harten Gitarren, orchestralen Sounds und weiblichem Klargesang jede Menge Spaß. Aber bei de Schwemme in diesem Subgenre ist leider einfach schon aufgrund der Menge viel aufgeblähtes und qualitativ mieses Zeug dabei. Häufig habe ich das Gefühl, dass Kitsch mit Kunst verwechselt wird und so viele austauschbare Produkte entstehen. Hätte ich davor gewusst, dass bei „Beautiful Sin“ eine Frau am Mikro steht, hätte ich mir die CD im ersten Moment wohl nicht gekauft, aus Angst genau so eine Stangenware Band zu erwischen. Und hätte ein kleines Juwel verpasst. „Beautiful Sin“ haben mit dieser Art von Metal nämlich soviel zu tun wie Pinguine mit der Sahara.

Ich kannte diese Band davor gar nicht. Was daran liegen mag, dass es sich hierbei um ein Debut handelt und damals noch nicht vor Albumveröffentlichung Tonnen von Youtube Videos hochgeladen wurden. Ich fand einfach das Cover Artwork ziemlich gelungen und habe es dann aus einem Bauchgefühl mitgenommen. Einfach so. Ohne davor rein zu hören. Oder mich genauer mit dem Promo Aufkleber zu beschäftigen. Dann hätte ich immerhin gewusst, dass es sich hier um ein Projekt von Uli Kusch sowie einigen Pagans Mind und Masterplan Mitgliedern handelt.
Somit ist auch klar, dass es sich um erfahrene Musiker handelt und so besitzt dieses Album eine spielerische Reife, die man auf Debuts eher selten hört. Die Songs stammen alle aus der Feder von Kusch, und somit ist klar dass man hier profesionelles und qualitativ hochwertiges Songwriting bekommt.
Die Platte ist musikalisch irgendwo zwischen Metal und Hardrock anzusiedeln. Und man hört die Erfahrung der Musiker schon direkt beim Opener. „Lost“ macht in seinen knapp fünf Minuten Spielzeit von Anfang an klar was einem in den kommenden Minuten erwartet. Traditioneller, gerade aus gespielter Rock mit einer kräftigen Metal Schlagseite. Dass das ganze nicht verstaubt und altbacken klingt liegt an dem einzig unbeschriebenen Blatt in der Truppe: Sängerin Magali Luyten. Mit ihrer kraftvollen, herrlich rauchigen Stimme drückt sie den Songs ihren eigenen Stempel auf. Stimmlich erinnert sie mehr an Doro als an die von mir befürchteten Träller Elfen.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Und so gibt es auch auf diesem Album Fälle für die Skip Taste. Geht das erste Instrumental „Brace for Impact“ noch als ok bis belanglos durch, so ist „The Beautiful Sin“ nur nervig und für meinen Geschmack auch als Outro viel zu schwülstig.
Aber ansonsten gibt es wenig zu meckern. Hier wird - abgesehen von der obligatorischen Ballade - Hochglanz Metal präsentiert, welcher ohne weitere Aussetzer daherkommt und mit „Spark of Ignition“ einen richtigen Hammer Song zu bieten hat, der mir immer wieder sofort in die Nackenmuskeln fährt.
„The Unexspected“ ist eine meiner Top Zufallsentdeckungen und regelmäßiger Gast in meiner Playlist.

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